Ich hatte gerade eine sehr interessante Unterhaltung mit einem 14-jährigen Debian-Interessenten. Die wachsen in meiner Umgebung ja scheinbar auf Bäumen, aber der hier scheint, genau so wie sein kleiner Bruder, auch an der Philosophie hinter Open Source interessiert zu sein. Ich möchte den Chat daher, mit seiner Erlaubnis, daher einmal als Beispiel anführen, wie Jugendliche über Open Source denken und was für eine Diskussion entstehen kann. Besonders auch wegen des, wie ich finde, sehr interessanten Schlussatzes.
Nik: Erzähl mal, was dich denn interessiert …
Schüler: Also mich interessiert z.B.: Programmieren, wie Software eigentlich funktioniert, Linux
Nik: Was gefällt dir denn an Debian?
Schüler: Alles, ich weiß noch nicht alles was ich aber gesehen habe gefällt mir
Nik: Hast du *Debian* gesehen oder *KDE* ?
Schüler: Beim *** habe ich glaub ich Debian gesehen
Nik: Sprichst du denn von der grafsichen Oberfläche oder von dem, was er im Terminal und so gemacht hat?
Schüler: von allem
Nik: Na dann
Nik: Weißt du, was open source ist?
Schüler: ja
Nik: Erklär mal …
Schüler: benutz und veränderbar für jeden?
Nik: Genauer ?
Schüler: So was wie Linux
Schüler: Jeder kann etwas dafür entwickeln es verändern für andere rausbringen (das veränderte)
Nik: Mhmm …
Nik: Gut, aber wenn du es nur benutzen willst
Nik: Und nicht umbauen
Nik: Was hast du dann davon ?
Schüler: dann bau ich es um
Nik: Ja ne, das willst du ja nicht
Nik: Was hast du von open source, wenn du es *nicht* verändern willst
Schüler: ich wills doch verändern doch weiß nicht wie
Nik: Dann stell dir vor, dass du es nicht wilst
Nik: Das ist eine wichtige Frage
Nik: Viel wichtiger als das mit dem Verändern
Nik: Die Frage ist, was der Vorteil für *andere* ist, die es einfach nur benutzen wollen
Schüler: man kann ihnen mit den veränderungen helfen
Nik: Das auch
Nik: Ok, anders:
Nik: Was ist denn für einen Benutzer das Problem an *nicht* open source-Programmen?
Nik: Sagen wir mal Skype?
Schüler: er kann nur es benutzen wie es vorgeschrieben ist
Nik: Ok, da kommen wir der Sache schon näher.
Nik: Also, dann frage ich dich mal was ganz einfaches (muahahaaaa, natürlich… als würde ich was einfaches fragen …)
Nik: Was macht Skype?`
Schüler: du kannst mit jemanden chatten und telefonieren, aber ich glaube du meinst das abhören
Nik: Kein schlechtes Stichwort.
Nik: Aber ich meine es eigentlich genau so wie ich es sage:
Nik: Was macht Skype?
Nik: Sage mir bitte, was Skype bei dir macht
Nik: Einfach so
Schüler: es lässt mich kostenlos mit anderen pc telefonieren
Nik: Weiter
Nik: Zähle alles auf, was es macht
Schüler: bildschirmübertragung
Schüler: chatten
Schüler: werbung
Schüler: accounts
Schüler: infos über freunde
Schüler: freunde
Nik: Weiter …
Schüler: ka
Nik: Ok
Nik: Das ist also alles?
Nik: Also, bist du fertig mit der Antwort .)?
Schüler: glaub schon
Nik: Ok.
Nik: Dann:
Nik: Kopiert Skype deine Dateien und schickt sie an Microsoft?
Nik: Ich ebhaupte nicht, dass es das tut
Nik: Ich möchte von *dir* wissen, ob es das tut
Schüler: kann sein
Schüler: ich weiß es nicht
Nik: Warum nicht ?
Schüler: weil es mir nicht gesgt wird
Nik: Klar. Microsoft sagt doch, dass sie sowas nicht machen.
Nik: Und ich glaube ihnen das sogar
Schüler: ok
Nik: Aber die Antwort “ich weiß es nicht” ist trotzdem richtig
Nik: Du kannst dich entscheiden, ob du es glausbt oder nicht
Nik: Aber es gibt einen Haken: Du kannst es nicht nachprüfen.
Schüler: ja
Schüler: bei opensource schon
Nik: Spielen wir das Spiel mal mit Jitsi
Nik: Was macht Jitsi?
Schüler: telefonieren, chatten, Freunde, bildschirmübertrageung und mehr weiß ich grad nicht
Nik: Ok. Kopiert Jitsi deine Dateien irgendwo hin?
Schüler: weiß nicht
Nik: Könntest du es nachprüfen?
Schüler: nein glaub nicht
Nik: Wieso nicht?
Schüler: bin auf windows
Nik: Das ist ja mal egal
Schüler: bei open source geht das
Nik: Jitsi ist ja open source, auch unter Windows
Schüler: oh
Nik: https://java.net/projects/jitsi/sources/svn/show
Nik: Da ist der Code
Nik: Du kannnst den Code jetzt nehmen, lesen, feststellen, was er tut, selber kompilieren und dann genau so benutzen, wie du ihn willst
Nik: Also, der wichtige Punkt ist:
Nik: Du *kannst* bei Open Source nachlesen, was es tut
Schüler: ok
Nik: Bei closed source musst du dem Hersteller vertrauen
Nik: Welchen Grund hast du, Microsoft zu vertrauen?
Schüler: keinen
Nik: Das ist keine Frage deiner Überzeugung
Nik: Ich meine einfach nur, was du denkst
Schüler: Solange mir nichst passiert (auch der software, hardware) und das Programm macht was es soll (Was angegeben ist) bin ich zufrieden
Nik: Dasw hat ja nichts mit Vetrauen zu tun
Schüler: ja
Schüler: Ich vertraue ihnen eigentlich
Nik: Ja, aber *warum* ?
Schüler: weil ich die Software benötige zum zocken
Nik: Wie bitte?
Nik: Weil du sie *brauchst* vertraust du ihnen?
Schüler: muss ich ja und ich hatte noch keine schlechten erfahrungen
Nik: Nein nein, du musst ihnen nicht vertrauen
Nik: Du kannst sagen: Ich benutze für alles, was nur irgendwie geht, etwas, dem ich *wirklich* vertraue
Nik: Und mache mit Windows nur genau so viel, wie wirklich nötig ist
Nik: *** mit seinem Mine-imator zum Beispiel. Geht genau so gut unter Debian – kein Grund, undurchsichtige Software zu benutzen…
Schüler: na gut
Nik: So, aber die Frage war ja: Wie komsmt du darauf, Microsoft vertrauen zu können?
Schüler: weil sie eine Firma sind von der ich noch nichts schlechtes gehört/ erfahren habe
Nik: Na gut, das liegt eindeutig an dir
Nik: Die haben sogar selber zugegeben, dass sie mal Schnüffelsoftware für Quellen-TKÜ hatten.
Schüler: ich sage über skype sowieso nichts besonderes, nur über videospiele
Nik: Das ist eine sehr egoistische Aussage…
Schüler: ?
Nik: DU tust das vielleicht nicht.
Schüler: ja
Nik: Aber angenommen, ein Freund von dir hat irgendwas angestellt und ist nun mal leider etwas schlechter über Skype informiert als du
Nik: Und schreibt dir das dann einfach, weil er dir vertraut
Nik: Dann bist das, wenn es in die falschen Hände gerät, letzten Endes du mit schuld
Schüler: dann informier ich alle
Nik: Und wenn du das getan hast, hast du ja keinen Grund mehr für Skype … Aber darum gehts gerade gar nicht
Schüler: ok
Nik: Es geht darum: Du hast keinen vernünftigen Grund, Microsoft oder Apple oder Google oder so zu vertrauen
Schüler: ja
Nik: Nur, dass du noch nichts anderes gehört hast oder es dir egal ist
Nik: Und du hast selber gesagt: Du MUSST ihnen ja vertrauen
Nik: Lässt du dich gerne von anderen zu etwas zwingen?
Schüler: nein aber ohne opensource habe ich keine andere Wahl
Nik: Und genau das ist der Punkt
Nik: Bei Open Source kannst du dir aussuchen, WEM du vertraust.
Schüler:
Nik: Und du kannst soagr sagen: Ich vertraue niemandem
Nik: Und machs selber
Nik: Gar kein Problem
Schüler:
Nik: Je nachdem, wie viel du anderen vertraust, kostet es dich vielleicht mehr Zeit und Können
Nik: Aber es ist vielleicht zum Beispiel einfacher, einer einzelnen Person, die man kennt, zu vertrauen als einer Firma, die du nicht kennst
Nik: Also, das heißt nicht, dass ich erwarte, dass du mir vertraust
Nik: Es heißt nur, dass die Entscheidung, OB du mir vertraust, für dich bestimmt einfacher ist
Nik: Und du sie vor allem begründen kannst
Schüler:
Nik: Zum Beispiel mit E-Mails. *** hatte ja eine Google-Adresse.
Nik: Nun habt ihr beide NaturalNet-Adressen.
Schüler: ja
Nik: Was glausbt du eher, und warum:
Nik: Google: “Wir lesen deine Mails nicht und geben sie auch nicht weiter. Tun wir nicht. Wirklich nicht!”
Ich: “Hör mal, ***… ich möchte gerne noch ganz oft lustige Wochenenden mit euch haben – glaubst du ernsthaft, ich würde das kaputt machen, indem ich in deinen Mails herumspioniere??”
Schüler: deiner
Nik: Das ist der Punkt
Nik: Bei open source kannst du dir einen suchen, der sich damit auskennt
Nik: Zum Beispiel mich oder irgendwen anders
Schüler: ah ok
Nik: Und wenn der dir sagt: Die Software, zum Beispiel Jitsi, ist ok und macht nichts schlimmes
Nik: Dann kansnt DU selber entscheiden, ob du mir vetraust
Nik: Nicht weil du es musst – du könntest es ja auch selber prüfen oder tausend andere Leute fragen
Nik: Aber du kannst es SELBER entscheiden
Nik: Wenn du mir nicht vertraust, nimsmt du den nächsten
Schüler:
Nik: Bei Microsoft, Google, Apple, … kansnt du niemanden fragen.
Nik: Weil es niemand prüfen kann
Schüler:
Nik: Verstehst du meinen Punkt ?
Schüler: ja
Nik: Also, es geht um vertrauen und darum, dass wir dir die Möglichkeit geben wollen, selebr zu entscheiden, wem du vertraust.
Nik: Das ist im Prinzip das ganze Geheimnis von Open Source.
Schüler: ok
Nik: Nichts technisches, nichts freakiges, sondern eigentlich was menschliches
Nik: Open Source ist Software unter Freunden !
Schüler: